Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist eine verbreitete Wiesenblume, die zur Familie der Wegeriche (Plantaginaceae) gehört, den Pflanzen, die am Wegrand wachsen. Ein anderer Name für den Spitzwegerich lautet daher "Herrscher des Weges". Auch sein deutscher Name bezieht sich auf seinen Standort am Wegrand. "Wega" ist althochdeutsch und heißt Weg, während die zweite Silber "rich" einen indogermamischen Ursprung hat und König oder Herrscher bedeutet.
Da der Spitzwegerich am Boden liegende Blattrosetten bildet, die häufig mit den Füßen getreten werden, erhielt er den Namen "Planta" für Fußsohle, während sich der Zusatz "ago" streng genommen auf die eiförmigen, breiten Blätter des Breitwegerichs bezieht, einem Verwandten des Spitzwegerichs, der ebenso häufig auf Wiesen und an Straßenrändern wächst.
Im Unterschied zum Breitwegerich hat der Spitzwegerich längliche, lanzettförmige Blätter mit parallel verlaufender Blattnervatur, die stärker nach oben ragen. Sie erinnern an Lanzen und so nannte man diesen Wegerich Plantago lanceolata, die mit Füßen getretene Lanze. Von Mai bis September ragen die Stängel mit den spitz zulaufenden ährenähnlichen Blütenständen mit ihrem typischen Kranz weißer Blütenblätter über die Laubblätter hinaus.
Legenden und Historisches rund um den Spitzwegerich
Bei den Kelten galt der Spitzwegerich als Wegweiser ins Totenreich. Für die Germanen handelte sich beim Spitzwegerich um Seelen, die aus der Unterwelt ans Licht getretenen sind und den Menschen auf der Erde folgen. In der Antike brachten die Griechen und Römer ihn ebenfalls mit der Unterwelt in Verbindung. Proserpina, die Tochter des Jupiter und Ceres wurde die des Gottes der Unterwelt, bekannt als Pluto oder Orcus, nachdem dieser sie dorthin entführt hatte als sie gerade auf einer Wiese Blumen pflückte. Sie war daher die Königin der Unterwelt und Herrscherin über die Toten, musste aber nur die Hälfte des Jahres im Reich der Toten verbringen. Ihr entspricht der griechischen Mythologie Persephone.
Später mutmaßte man, dass es sich beim Spitzwegerich um ein junges Mädchen handelt, das am Straßenrand vergeblich auf seinen Geliebten gewartet und sich schließlich in die Pflanze verwandelt hat. Man nannt den Spitzwegrich daher auch Straßenbraut. Die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents nannten ihn dagegen "Fußstapfen des Weißen Mannes", denn er wuchs überall dort, wo die weißen Siedler mit ihren Wagen vorbeigezogen waren. Sie hatten die Samen quasi als blinden Passagier in ihren Wagenrädern und Sohlen aus ihrer Heimat mitgebracht. So haben sich die Auswanderer aus Europa auf dem amerikanischen Kontinent ein natürliches Denkmal gesetzt.
In der Signaturenlehre, die auf Paracelsus zugeführt wird, wird der Spitzwegerich dem Planeten Merkur zugeordnet. Merkmale dieser Signatur sind die schmalen Blätter und die Pollen, die wie kleine Antennen in die Umgebung ragen. Merkur war einst der Gott der Reisenden und somit Herr aller Wege und Straßen - wie der Spitzwegerich.
Mögliche Wirkungen von Spitzwegerich (Plantaginis lanceolatae herba)
Die frisch gepressten Säfte der Blätter enthalten Aucubin, das bei Entzündungen der Haut, wunden Füßen oder Insektenstichen schnelle Linderung bringen kann. Hierzu kann man die Blätter frisch pflücken, etwas zwischen den Fingern verreiben und auflegen.
Bekannter ist jedoch die Anwendung des Spitzwegerichs bei Entzündungen im Mund und den Atemwegen, vor allem bei Husten, Schnupfen und anderen Erkältungsbeschwerden. Aufgrund seiner Fähigkeit Hitze zu kühlen sowie Toxine und Feuchtigkeit auszuleiten wird der Spitzwegerich in der chinesischen Medizin jedoch auch bei Harnwegsinfektionen, Blasenschwäche, Durchfall oder Entzündungen im Darm angewendet. Zudem kann er Blutungen stillen. Schwangere, stillende Mütter und Kinder sollten den Spitzwegerich jedoch nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden.
Quellen:
• https://arzneipflanzenlexikon.info
• https://www.phytodoc.de
• https://www.therapeutika.ch
• https://www.walaarzneimittel.de
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!