Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   

Waldkiefer (Pinus sylvestris)

Kiefern sind artenreiche, zähe und genügsame eingeschlechtliche Sträucher oder bis zu vierzig Meter hohe Bäume, die man in Skandinavien ebenso antreffen kann wie in der Sierra Nevada, Kleinasien oder Sibirien. Kiefern bilden innerhalb der Nadelholzgewächse eine eigenständige Familie, die Pinaceae. Man bezeichnet die Kiefer (Pinus sylvestris) auch als Föhre. Diesen Namen hatte sie schon bei den Germanen. Der Name Kiefer stammt vermutlich von althochdeutschen Kienforha für Kiefernföhre.

Der Gattungsname Pinus wurde schon von den Römern verwendet. Ganzen Kiefernwäldern verdankt sie den Beinamen „silvestris“ (bzw. sylvestris), das vom lateinischen Word „silva“ für Wald stammt. Ihr Stamm hat meist bis zur Krone keine Äste, die über dem Stamm einen Schirm bildet. Die gefurchte Borke ist bei jungen Kiefern fuchsrot und löst  sich in dünnen Schichten. Ältere Bäume haben außen eine graubraune Borke, die innen rostrot ist und sich rissig, in Stücken löst. Man bezeichnet dies als Schuppenborke. Die Knospen sind durch schuppenförmige Blättchen, sogenannte Niederblätter, geschützt.

Die flachen Nadeln der Kiefern werden zehn Zentimeter und länger. Sie stehen paarweise an kurzen Trieben meist zu zwei bis fünf Paaren zusammen. Deshalb gelten sie als Symbol für eine harmonische Zweisamkeit. Sie umgeben den Zweig wie die Borsten den Stiel einer Bürste für bis zu dreißig Jahre. Vielleicht ist das der Grund, dass die Kiefer in China Beständigkeit und ein langes Leben symbolisiert. Wie im Stamm befinden sich Harzkanäle in den Nadeln. Alljährlich blüht sie. Ihre sich im Folgejahr bildenden Samen hängen als konische Zapfen alleine oder in Gruppen von den Triebenden herab. Beim Sturm fallen die leeren Zapfen im Herbst herunter.

Legenden und Historisches rund um die Kiefer

Als Pionierpflanze wurde die Kiefer schon bei den Kelten für ihre Widerstandskraft geschätzt. Niemand geringeres als Merlin soll auf einer Kiefer die Fähigkeit zum Hellsehen erworben haben. Der Baum soll in Barenton, dem Wohnort der Magierin Viviannes, gestanden sein. Der Name Barenton leitet sich von Belnemton, dem heiligen Wald des Belen, ab. Belen war der gallische Sonnengott, sein Sohn Gargan ein Waldgott.

Eng mit der Kiefer verknüpft ist die Liebesgeschichte von Pan und Pinus. Pinus erwiderte die Liebe des Pans und gab Boreas einen Korb. Dieser rauhe Nordwind war so gekränkt, dass er Pinus tötete und auf die Erde schleuderte. Doch die Götter Mitleid und verwandelten sie in den gleichnamigen Baum. Pan schmückte sich in seiner Trauer mit ihren Zweigen. Bläst der Nordwind weint Pinus mit, dann hängen ihre Tränen aus Harz in den Bäumen.

Kybele dagegen, die Herrin von Natur und Fruchtbarkeit, trauerte der Legende zu Folge um ihren verstorbenen Geliebten Attis am liebsten unter einer Zirbelkiefer, in der Annahme, er habe sich in diese verwandelt. Je nach Überlieferung soll er sich aus Liebe zu Kybele unter einer Pinie entmannt haben oder er wurde während der Jagd Opfer eines Eberangriffs. Zwar konnte Kybele bei Zeus nicht erwirken, dass Attis wieder zum Leben erweckt wird, aber er sorgte dafür, dass die Kiefer immer grün bleibt. Da Kiefern, wenn sie gefällt werden, aus dem Stamm nicht neu austreiben, gelten sie auch als Symbol der Zerstörung. Pfeile aus Kiefernholz konnten Homer zu Folge den Tod bringen.

Die Meereskiefer (Pinus maritima) steht dagegen mit Poseidon in Verbindung. Ihr Holz hat sich beim Schiffsbau bewährt. Aus ihr wird das unter Umständen antientzündliche, wundheilungs- und durchblutungsfördernde Pycnogenol gewonnen.

Mögliche Wirkungen von Kiefernnadelöl (Pini aetheroleum), Kiefernsprossen (Pini turiones) und -knospen (Pini gemma)

Dass die Kiefer für den Bau von Möbeln gut geeignet ist, dürfte vielen geläufig sein. Ebenso hat man vielleicht schon einmal vom Kiefernnadelöl gehört, das ein gebräuchlicher Badezusatz ist und bekanntlich bei Muskel- und Nervenschmerzen zum Einsatz kommen kann. Weniger bekannt ist vermutlich der Nutzen der Knospen (gemma) und der Sprossen (turiones). Diese werden im Frühjahr gesammelt. Während das Öl und die Sprossen zudem bei Rheuma, Arthrose oder Erkältungen innerlich angewendet werden können, gehören bei den Knospen auch Knochenbrüche und Osteoporose zum Einsatzgebiet.

Da es die Haut und die Schleimhäute reizen kann, sollte man bei Asthma und Keuchhusten auf Kiefernnadelöl verzichten. Ebenso wenig sollte man es auf verletzter oder entzündeter Haut, bei Bluthochdruck oder Herzschwäche anwenden. Auch für Kinder unter zwei bis drei Jahren ist es ungeeignet, da es einen Krampf der Stimmritze verursachen kann, der im schlimmsten Fall zum Atemstillstand führen kann.

Dem aus der Meereskiefer gewohnnenen Proanthocyanidin Pycnogenol werden unter anderem entzündugshemmende sowie die Wundheilung- und Durchblutung fördernde Eigenschaften zugesprochen. Dabei soll es zur Thrombosepropyhlaxe beitragen. Es soll zudem schmerzlindernd, anitoxidativ und blutdrucksenkend wirken.

Quellen:
    • https://arzneipflanzenlexikon.info
    • https://www.phytodoc.de
    • S. Bäumler. Heilpflanzenpraxis heute. München 2007

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!