Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   

Rotes Weinlaub (Vitis vinifera rubra)

Das rote Weinlaub (Vitis vinifera) wächst an Weinstöcken bzw. Weinreben, die auf Lateinisch "Vitis" heißen. Es handelt sich um eine stark verzweigte Kletterpflanze aus der Familie der Weinrebengewächse (Vitaceae), die in manchen Regionen wie der oberrheinischen Tiefebene, auch wild wächst. Vielfach schmückt die Weinrebe Lauben in Gärten. Aus ihren Früchten, den Trauben, gewinnt man den Wein, was in den Beinamen „vinifera“ eingeflossen ist. „Vinum“ ist lateinisch und heißt Wein, „ferre“ bedeutet tragen oder bringen.

Der dicke Stamm des Rebstöcke hat eine braune Rinde, die sich in Streifen ablöst. Die Äste der Weinrebe sind hell- bis rotbraun und verfügen über typische Poren in der Rinde. Die handförmigen Blätter mit den langen Stielen sind an der Basis herzförmig mit einer Einbuchtung am Ansatz des Blattstiels. Sie sind drei- bis siebenlappig, die Unterseite ist weiß behaart. Ihr Rand ist unregelmäßig gezähnt.

In dichten Rispen stehen von Juni bis August die gelbgrünen, fünfzähligen Blüten. Ihnen folgen im Herbst die „Weintrauben“. Sind sie grün-gelb, kann man aus ihnen Weißwein gewinnen, sind sie rot bis blauschwarz sind sie die Grundlage von Rotwein und Rosé.

Legenden rund um den Wein

Schon im 6. Jahrtausend vor Christus, also vor ca. 8000 Jahren, nutze man den Weinstock. In Mesopotamien, im alten Ägypten und bei den Griechen war Wein ebenso bekannt wie bei den Römern. In Ägypten stand das Zerquetschen der Weintrauben in der Presse für den Tod von Osiris. Er war von seinem Bruder Seth ermordet worden. Die anschließende Gärung symbolisierte die Wiedergeburt des Osiris dank seiner Frau und Schwester Isis. Die alten Ägypter verbanden mit Osiris ebenso wie mit Wein ihre Hoffnung auf eine Wiedergeburt.

Bei den Griechen ist der Wein dagegen eng mit Dionysos verknüpft, einem wilden Gott. Die dionysischen Feste und Ausschweifungen regten die Phantasie vieler Künstler an. Bei den Römern ist dann Bacchus der Gott des Weins. Dichter befassten sich seit der Antike mit dem Vergnügen, das der Weingenuss bereiten kann, wenn man die Sorgen des Alltags vorübergehend vergisst, aber auch mit dem Leid, das davon ausgehen kann, insbesondere wenn er im Übermaß getrunken wird. Schließlich symbolisiert er das Blut, weshalb er bei den Griechen beispielsweise den Toten als Grabbeigabe mitgegeben wurde.

Schaut man auf heutige Auseinandersetzungen, ob Wein und wenn ja, wie viel davon der Gesundheit zuträglich sei, so kann man feststellen, dass dies ein Thema ist, dass schon sehr lange diskutiert wird.

Vom Nutzen des Weinlaubs (Vitis viniferi rubrae folium) und der Knospen (Vitis viniferi rubrae gemma)

Doch es muss ja nicht unbedingt der Wein sein! Medizinisch werden das rote Weinlaub und seine Knospen verwendet, dessen Blätter und Beeren rot sind (das Foto zeigt das echte Weinlaub). Man nutzt es wie die Rosskastanie oder den Buchweizen zur Linderung der chronisch venösen Insuffizienz, die mit Krampfadern, Schweregefühl, Schwellungen, Spannungsgefühl, Schmerzen und Müdigkeit der Beine, Juckreiz und  Wadenkrämpfen einher gehen kann. Aber auch Besenreiser und Hämorrhoiden gehören zu ihren Anwendungsgebieten. Es dichtet die kleinen Blutgefäße ab und hemmt die Bildung von Wasseransammlungen in den Beinen. Zusätzlich hemmt es die Blutgerinnung, weshalb bei gemeinsamer Anwendung mit Gerinnungshemmern, sogenannten Blutverdünnern, das Blutungsrisiko erhöht sein kann. Dann müssen die Betroffenen auf das Weinlaub innerlich verzichten, das dank seiner Polyphenole und Flavonoide zudem entzündungshemmend und antioxidativ wirkt. Aus Sicht der chinesischen Medizin wirkt es zusammenziehend und haltend, vor allem bewegt es aber Blut und beseitigt Feuchtigkeit und Hitze.

Mögliche Nebenwirkungen zeigen sich im Magen-Darm-Trakt mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Ferner kann der Mund trocken werden. Auch Kopfschmerzen und Hautreaktionen sind möglich. Vorsicht ist geboten bei Entzündungen der Haut, bei Thrombose, starken Schmerzen, plötzlicher Schwellung oder Geschwüren in den Beinen,  sowie bei einer Schwäche von Herz oder Nieren. Dann sollte die Anwendung nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. Schwangere, stillende Mütter und Kindern sollten ebenfalls auf Weinlaub verzichten, da Daten zur Unbedenklichkeit fehlen.

Vom Nutzen der Trauben und Traubenkerne

Extrakte aus den Trauben und ihrer Samen werden als OPC (Oligomere Proanthocyanidine) geschätzt. Diese Pflanzenstoffe gehören wie die ebenfalls enthaltenen Flavonoide mit den Anthocyanen und dem Resveratrol aus den Traubenschalen zu den Polyphenolen. Ihre Bioverfügbarkeit wird allerdings als gering eingestuft. Es gibt jedoch erste Hinweise, dass sie vom Mikrobiom im Darm und in der Leber in aktive Stoffwechselprodukte umgewandelt werden, die für die beschriebenen Effekte verantwortlich sein könnten. Traubenkerne werden auch zu Mehl verarbeitet, das ebenfalls einen hohen Gehalt an OPC hat.

Bei Trauben- und Traubenkernextrakten steht der Gefäßschutz im Mittelpunkt der angestrebten Wirkung. Zudem werden antikarzinogene Effekte diskutiert. Die Extrakte sollen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer diabetischen Neuropathie schützen sowie oxidativen Stress reduzieren. Darunter versteht man die übermäßige Bildung von freien Sauerstoffradikalen, die zu Gewebeschäden führen können.

Die Extrakte von Trauben und Traubenkernen sollten bei Entzündungen der Haut, bei Thrombose, starken Schmerzen, plötzlicher Schwellung oder Geschwüren in den Beinen, sowie bei einer Schwäche von Herz oder Nieren bzw. bei Einnahme von Gerinnungshemmern nur nach ärztlicher Rücksprache anwenden. Schwangere, stillende Mütter und Kindern sollten ebenfalls auf Weinlaub verzichten, da Daten zur Unbedenklichkeit fehlen.

Traubenkerne liefern ferner ein fettes Öl, das aufgrund seiner geschmacklichen Besonderheiten in der Küche zum Einsatz kommt, aber auch für die Herstellung von kosmetischen Produkten genutzt wird.

Quellen:
    • https://arzneipflanzenlexikon.info
    • https://www.phytodoc.de
    • https://www.therapeutika.ch
    • Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde EMA 
    • S. Bäumler. Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
    • C. Stern. Gemmotherapie. Stuttgart 2019

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!