Badrianwurzel (Valeriana officinalis)
Der Baldrian (Valeriana officinalis) ist als natürliche Hilfe bei Unruhe, Nervosität oder Schlafstörungen wohl fast jedermann bekannt. Weniger bekannt ist dagegen sein Nutzen für die Augen. Aus der Erfahrungsmedizin ist überliefert, dass er das Sehvermögen stärken und die Augen von Innen heraus befeuchten kann. Hieraus leitet sich sein volkstümlicher Name "Augenwurz" ab. Die Bezeichnung Baldrian wird mit dem nordischen Lichtgott Baldur, dem schönen und hell glänzenden Sohn von Freya und Odin, in Zusammenhang gebracht. Zudem wirkt er krampflösend. Medizinisch verwendet wird seine Wurzel (Valerianae radix), die einen typischen intensiven Geruch verströmt.
Die ein bis zwei Meter hohe Pflanze hat längliche, lanzettförmige Blätter, die am Rand deutlich gesägt sind. In der Mitte eines Kranzes aus diesen unteren Blätter ragen von Mai bis weit in den Sommer dünne, lange Stängel mit kleineren Blättern empor, die den Blütenstand mit vielen kleinen weißen bis rosafarbenen Blüten tragen. Sie scheinen den Kontakt zu den Laubblättern nahezu verloren zu haben. Analog geht es Menschen, die aufgrund ihrer gedanklichen Aktivität den Boden unter den Füßen verlieren. So wie der lange Stängel die Blüten mit dem stark verzweigten Wurzelstock verbinden kann, können die Blüten die Gedanken beruhigen und die Betroffenen wieder mit ihren Gefühlen in Kontakt bringen. Umgekehrt kann er eine sinnliche Überempfindlichkeit wieder mit der Kraft der Gedanken zusammenbringen. Wirksame Substanzen des Baldrians sind unter anderem seine ätherischen Öle, Flavonoide und Sesquiterpene.
Sein botanischer Name "Valeriana" wird auf das lateinische Wort für gesund sein "'valere" zurück geführt. Der Zusatz "officinalis" erinnert daran, dass die alte Arzneipflanze in der „Offizin“, dem Verkaufsraum der Apotheke seit jeher gebräuchlich war. Die Baldraingewächse bilden eine eigene Familie, die Valerianaceae.
Legenden und Historisches rund um den Baldrian
Der Baldrian soll magische, feuchte Orte bevorzugen, wo er in Mondnächten von Wasser- und Mondwesen wie Nixen, Feen und Elfen umtanzt wird. Daher wird er auch Elfenkraut oder Mondwurz genannt. Mit seinem starken Geruch sollte er Dämonen, böse Geister oder Hexen vertreiben. Damit man Hexen erkannte, hängte man einst einen Bündel Baldriankraut in die gute Stube. Betrat jemand den Raum und der Baldrian drehte sich an seinem Faden, war der schreckliche Beweis erbracht. Galt jemand als "vom Teufel besessen" räucherte man dagegen im Baldrian. Und damit die Kuh mit ihrem frisch entbundenen Kalb die erste Zeit überstanden, fügte man ihrem Trinkwasser ebenfalls Baldrian zu. Dementsprechend wurden Neugeborene in Baldrianwasser gebadet, um sie zu schützen. Auch verzauberte Pferde versuchte man Hilfe von Baldrian zu heilen.
Katzen fühlen sich vom Baldrian bekanntlich magisch angezogen, weswegen der Baldrian auch Katzenkraut genannt wird. Doch auch auf Ratten übt er Anziehungskraft aus, so dass Rattenfänger ihn mit sich führten.
Mögliche Wirkungen der Baldrainwurzel (Valerianae radix) und ihrer Extrakte (Valerianae extractum)
Baldrian schafft einen Ausgleich zwischen der Gefühls- und Gedankenwelt. Einerseits kann er eine Überaktivität des Denkens beruhigen, im Falle aus dem Gleichgewicht geratener Gefühle, vermag das Denken jedoch zu stärken, so dass dieses das Gefühlschaos wieder sortieren kann. Er wirkt daher einerseits beruhigend, angstlösend und schlaffördernd, und andererseits konzentrationsfördernd. Daher kann er auch in PRüfungssituationen zum Einsatz kommen. Zudem wirkt er krampflösend.
Baldrian gehört in der chinesischen Medizin zu den Shen beruhigenden Kräutern, die bei Blut-Leere zum Einsatz kommen. Er hat einen starken Bezug zu den Sehnen und Bändern sowie den Augen, die nach der überlieferten Lehre aus der chinesischen Medizin vom Blut genährt werden. Da er auch das Yin nährt, ist er in der Lage das Yang abzusenken und zu verankern. Daher wirkt er bei Unruhe und Nervosität beruhigend.
Baldrian wird als Trockenextrakt alleine oder in Kombination mit Melisse angeboten, wenn eine beruhigende Wirkung erwünscht ist. Zusammen mit Hopfen und / oder Passionsblume kann er auch den Schlaf unterstützen. Er kann als Fertigpräparate, Tinktur oder als getrocknete Wurzel im Tee verwendet werden. Allerdings braucht man etwas Geduld bis der Baldrian seine Wirkung entfaltet. Dies kann mindestens zwei Wochen dauern. Man sollte also nicht sofort aufgeben, wenn sich die Wirkungen nicht gleich einstellt.
Baldrian sollte nicht mit Arzneistoffen kombiniert werden, die beruhigend wirken. Hierzu gehören unter anderen Antihistaminika, die gegen Allergien verordnet werden, aber auch auch Psychopharmaka oder Schlafmittel wie die Benzodiazepine. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten, bevor Sie Baldrian mit Medikamenten kombinieren.
Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Baldrian ebenfalls nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.
Quellen:
• http://www.ema.europa.eu
• http://www.arzneipflanzenlexikon.info
• https://www.therapeutika.ch
• https://www.phytodoc.de
• https://www.walaarzneimittel.de
• S. Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!