Birkenblätter (Betula pendula & Betula pubescens)
Birken (Betula pendula und Betula pubescens) sind hierzulande weit verbreitete Bäume. Während die Moorbirke (Betula pubescens) am Wassser wächst, bevorzugt die Hängebirke (Betual pendula) trockene Standorte. Sie zieren mit ihren herabhängenden Zweigen, die sanft im Wind schwingen, viele Gärten und Parklandschaften. Die Äste halten so andere Pflanzen fern, denn Birken werden andernfalls leicht von Konkurrenten verdrängt. Diesen jugendlichen Schwung sollen die Birken auf den Organismus ihrer Anwender mit übertragen.
Der botanische Name "Betula" kommt aus dem Gallischen. Das gallische Wort "Betu" bedeutet Gummit, Harz oder Leim - das lateinische Pendant laut "bitumen" und bedeutet Asphalt oder Erdpech. Hintergrund ist, dass die Gallier aus Birkensaft eine Form von Bitumen produziert haben. Der lateinische Namenszusatz "pendula" bedeutet hängend und beschreibt die hängenden Blütenstände ebenso wie die hängenden Äste. "Pubescens" bedeutet dagegen behaart.
Birken benötigen viel Licht und werden nur etwa 120 Jahre alt. Dennoch gehörten sie zu den ersten Bäumen, die sich nach der Eiszeit auf unserem Planeten ansiedelten. Daher gehört die Birke wie die Weide oder der Schachtelhalm zu den Pionierpflanzen. Charakteristisch ist ihre weiße Borke, die sich leicht abschält. Der Stamm ist schlank und hoch. Die spitz zulaufenden Blätter mit ihrem gezähnten Rand sind rautenförmig. Von April bis Mai bildet die Birke Blütenstände mit unscheinbaren Einzelblüten, die für Allergiker eine Plage sind. Von den männlichen Blüten, den Kätzchen, verbreitet der Wind in dieser Zeit einen gelben Blütenstaub, der alle Flächen bedeckt. Die weiblichen Blütenstände spriesen anfangs nach oben und baumeln dann von den Ästen herab. Sie sind das eigentliche Ziel des Staubs.
Legenden rund um die Birke
Die Birke gehört zu den Pflanzen, die schon lange auf unserem Planeten leben. Wie die, Kiefer, die Weide oder der Schachtelhalm ist sie eine Primärpflanze. Die Inder schrieben ihre ersten, übelieferten Texte auf Birkenrinden und die Germanen weihten den Baum Freya, die der griechsichen Aphrodite und der römischen Venus ähnelt, da sie alle für Fruchtbarkeit sorgten. Birkensaft war für sie ein Schönheitstrank. Im Mittelalter und der Neuzeit stellte man Birkenzweige vor das Haus eines begehrten Mädchens und schmückt seither den Stamm als Maibaum.
Denn die Birke verkörpert aber als erster Baum, der im Frühjahr wieder grün belaubt ist, das Ende der Dunkelheit und das Wiedererwachen des Lebens. Auf diese Weise symbolisiert sie den Neuanfang nach dem Winter. Aus Sicht der chinesischen Medizin endet die Wandlungsphase Wasser mit ihrer Kälte und es beginnt die Wandlungsphase Holz, in der das erwacht und alles wieder nach oben spriest. Mit großer Leichtigkeit schwingen die Äste der Hängebirke (Betula pendula) im Wind, der ebenfalls der Wandlungsphase Holz zugeordnet wird. Die Birke hat Bezug zu Wasser und Holz.
In der Steinzeit fertigte man aus Rindenbast Schuhe und aus Birkenrinde Behälter. Mit Hilfe von Birkenteer befestigte man Pfeilspitzen und Harpunen. Später stellte man aus den Ästen Reisigbesen her und bedeckte Hausdächer mit ihrer Rinde. Da junge Birkenrinde so weich wie Leder ist, gewann man aus ihr in Lappland sogar Umhänge und Gamaschen. Die indigenen Völker Nordamerikas schätzten dagegen die Luftpolster im Birkenholz und nutzten sie daher für den Bau leichter Kanus
Gleichzeitig sollten sie Unheil abwenden, deshalb stellte man Birkenzweige in der Walpurgisnacht vor die Stalltür. Die Germanen stellten Wiegen für ihren Nachwuchs aus Birken her, um sie so vor Dämonen zu schützen. Leider dachte man bis vor nicht allzu langer Zeit auch, dass Kinder die Birkenrute brauchen, um sich gut zu entwickeln.
Mögliche Wirkungen von Birkenblättern (Betuale folium) und -knospen (Betulae gemma)
Medizinisch werden die Knospen, die Blätter und die Borke genutzt. Während aus letzterer Extrakte gewonnnen werden, kann man auch getrockneten Blättern einen Tee zubereiten. Mit den Knopsen gewinnt man Auszüge, die als sogenannte Gemmopräparate erhältlich sind. Zu den Eigenschaften der Birke gehört es, dass sie Wasser auf dem Boden schnell aufnimmt und wieder verdunstet. Sinngemäß bleibt hier alles im Fluss. Daher passt es, dass zu den Anwendungsgebieten der getrockneten Blätter und der Knospen das Durchspülen der Harnwege beispielsweise bei Entzündungen oder Nierengrieß sowie rheumatische Erkrankungen gehören. Aufgrund der entwässernden Wirkung kann eine entsprechende Wirkung von Medikamenten verstärkt werden.
Die bekannten Wirkungen der Birkenblätter deuten aus Sicht der chinesischen Medizin auf eine Feuchtigkeit und Hitze ausleitende Wirkung hin. Darüber hinaus tonisiert die Pflanze aber auch das Nieren-Yin und die Essenz. Daher hat sie einen stark ausgleichenden Effekt: sie beseitigt pathogene Fülle und nährt Yin-Leerezustände.
Für die Herstellung eines Tees für Erwachsene brüht man 2 bis 3 g der getrockneten Blätter mit 150 bis 200 ml kochendem Wasser auf und lässt sie 10 bis 15 Minuten abgedeckt ziehen. Alternativ können aus den Knopsen der Birken gewonnene Mazerate, die sogenannten Gemmoextrakte nach Herstellerangaben verwendet werden, die sowohl aus der Hängebirke (Betula pendula) als auch aus der Moorbirke (Betula pubescens) gewonnen werden.
Um Flüssigkeitsverluste zu verhindern, sollte man zusätzlich zum Tee bzw. den Knospenextrakten reichlich trinken. Bei Harnwegsinfekten mit Fieber sowie einer Schwäche von Nieren oder Herz muss man auf Birkenblättertee allerdings verzichten. Als Nebenwirkungen sind leichte Magen-Darm-Beschwerden und allergische Reaktionen möglich.
Der Inhaltsstoff Betulin wird äußerlich in Gels oder Cremes zur Pflege der Haut und zur Behandlung von verschiedenen Erkrankungen der Haut - etwa bei Ekzemen, Schuppenflechte oder Altersflecken - verwendet. Unterstützend kann die Substanz auch bei aktinischer Keratose zum Einsatz kommen. Die Erfahrungsmedizin berichtet auch von einem positiven Effekt bei Haarausfall. Hautreizungen sind eine mögliche Nebenwirkung.
Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.
Quellen:
• http://www.arzneipflanzenlexikon.info
• Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
• https://www.phytodoc.de
• https://www.heilpflanzen-atlas.de
• https://www.therapeutika.ch
• https://www.walaarzneimittel.de/de
• S. Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!