Feige (Ficus carica)
Feigen (Ficus carica) gehören zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Sie wachsen inzwischen nicht mehr nur im Mittelmeerraum, auch hierzulande können sie mittlerweile überwintern, wenn sie etwas vor der Kälte geschützt werden. Der im Sommer grüne, baumähnliche Strauch wird bis zu zehn Meter hoch und ist stark verzweigt.
Ein charakteristisches Erkennungsmerkmal sind die ledrig festen, etwa 10 bis 20 cm langen und breiten, drei- bis siebenlappigen Blätter, die an der Basis herzförmig sind und deren breiten Blattlappen fingerförmig aussehen. Ihr Rand ist unregelmäßig gezähnt, die Blattoberseite ist dunkler grün als die Blattunterseite. Vor dem aus den Blättern und Stängeln austretenden Milchsaft sollte man sich schützen, denn er kann zusammen mit der Sonne Hautreaktionen verursachen. Andererseits wurde er in der Volksmedizin auf Warzen aufgetragen.
Die Blütenstände der Feige sind unauffälligen und können mit unreifen Früchten verwechselt werden. In ihrer Heimat tragen Feigen bis zu dreimal im Jahr Früchte.
Legenden und Historisches rund um die Feige
Nicht nur in der Bibel, wo Adam und Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies ihre Scham mit einem Feigenblatt bedeckten, spielte die Feige eine Rolle. In Indien gilt der Feigenbaum sogar als heilig. Die alten Griechen weihten die süße Frucht Dionysos, dem Gott des Weins, dem nachgedsagt wurde, ein Freund der Feigen zu sein. Zumindest die Athener nahmen an, dass sie die Feigen gar Dionysos verdanken. Darstellungen von Dionysos wurden daher aus Feigenholz hergestellt, die Römer schnitzten später Abbilder des Priapus aus Feigen, auch er ein Beschützer dieser Früchte. Eine besondere Rolle hatte ein Feigenbaum am Ufer des Tiber in Rom: Hier sollten der Legende zu Folge Romulus und Remus gelandet und auf die Wölfin getroffen sein, die sie säugte. Allerdings erhängten sich im antiken Griechenland auch viele lebensmüde Menschen am Feigenbaum, während die Römer Scheiterhaufen aus Feigenholz errichteten, um "Ungeheuer" zu verbrennen. Kaiser Friedrich Barbarossa dachte sich schließlich eine besonders demütigende Strafe unter Verwendung von Feigen aus, nachdem die Mailänder seine Frau gedemütigt hatten und er die Stadt zurück eroberte: Begnadigt wurde nur, wer eine Feige mit dem Mund aus dem After eines Esels holte und sie auf diese Weise dort auch wieder platzierte. Die Feige hat also auf eine turbulente Geschichte hinter sich. Ob Adam und Eva die Früchte der Feige oder einen Apfel verzehrten, bevor sie aus dem Paradies vertrieben wurden, wird sich nicht mehr klären lassen. Prinz Siddhartha Gautama jedenfalls wurde unter dem Bodhi-Baum, einer Pappelfeige, erleuchtet.
Aus der Mode ist die Feigenhand gekommen, als Glückssymbol, das Unheil abwenden konnte. Man musste hierfür nur den Daumen zwischen Zeigefinger und Daumen schieben. Heute wird diese Geste eher mit dem Stinkefinger gleichgesetzt und kommt einem deutlichen "Nein" gleich. Ob es auch einen Zusammenhang zwischen den Worten Feigheit oder Feigling mit der Feige gibt? Vermutlich nicht, sie haben einen unterschiedlichen Ursprung. Ficus ist das lateinische Wort für Feige, die einst "Vig" hieß. Der Zusatz "caria" bezieht sich auf das Herkunftsgebiet Karien in Kleinasien.
Mögliche Wirkungen der Feigenknospen (Ficus caricae gemma)
Hätten Sie gedacht, dass man die Feige als Arzneipflanze genutzt werden kann? Nun dem Obst verdanken wir alljährlich im Spätsommer und Herbst Gaumenfreuden und im weiteren Verlauf sorgen die getrockneten Früchte und ihre Zubereitungen für unser leibliches Wohl, doch aus den Knospen lässt sich ein Auszug herstellen, ein sogenanntes Gemmomazerat, das auch einige körperliche Beschwerden lindern kann. Dieses kann die Säurebildung im Magen regulieren, die Schleimhaut von der Speiseröhre bis in den Darm schützen und hier Entzündungen lindern. Ferner wirkt der Auszug beruhigend. Daher kann er einerseits saurem Aufstoßen, Magenschmerzen und -entzündungen und andererseits bei Depressionen, Reizbarkeit, Ängste, Schlafstörungen und Neurosen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus kann man bei Stirnkopfschmerzen das Gemmoextrakt der Feige denken, das man nach Herstellerangaben dosieren sollte. Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.
Gegen Verstopfung kann man die getrockneten Früchte über Nacht in Wasser einlegen und am nächsten Morgen nüchtern verzehren. Zusätzlich kann man das Quellwasser trinken. Ebenso lindern sie Trockenheit und Reizungen der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt und in den Atemwege. Sie regenerieren ferner bei Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Quellen:
• https://www.therapeutika.ch
• S. Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
• C. Stern, Gemmotherapie. Stuttgart 2019
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!