Thymian (Thymus vulgaris)
Der Thymian (Thymus vulgaris) ist ein Vertreter der Lippenblütler (Lamiaceae). Damit ist er verwandt mit vielen mediterranen Kräuter wie Basilikum, Lavendel, Andorn, Taubnessel, Ysop, Wolfstrapp, Heilziest, Gundermann, Herzgespann, Katzenbart, Mönchspfeffer, Majoran, Oregano, Salbei oder Rosmarin, aber auch mit Melisse oder Pfefferminze. Der deutsche Name Thymian hat wie der botanische Name "Thymus" in dem Wort "thyein" für "opfern" bzw. "thymiama" für Räucherwerk einen griechischen Ursprung. Der Name geht auf die Verwendung bei Rauchopfern zurück. Der Name könnte allerdings auch auf "thymos" für Kraft und Mut zurückgeführt werden. Der Zusatz "vulgaris" bedeutet gewöhnlich.
In der Küche ist der Thymian als Gewürz zur Verfeinerung von Gerichten fast unabkömmlich, doch er hat auch einen medizinischen Nutzen, sofern Arzneibuchware verwendet wird. Allerdings dauerte es bis zum Mittelalter, dass man dies erkannte.
Die flach wachsenden Sträucher des Thymians bilden rasenähnliche Flächen und verholzen stark. An ihren Stängeln wachsen kleine Laubblätter, an deren Oberfläche sich Öldrüsen befinden, die ätherische Öle enthalten. Sie sind für das charakteristische Aroma verantwortlich. Die ährenähnlichen Blütenstände mit den zarten Blüten bilden sich im Sommer. Betrachtet man sie genau, sieht man, dass die behaarten, grünen Kelchblätter einen Schlund bilden. Von ihrer Oberlippe ragen ein bis drei dreieckige Zähne in die Höhe, von ihrer Zähne der Unterlippe biegen zwei lange dreieckige Zähne ab. Die röhrenförmigen, weißen, rosefarbenen oder violetten Kronenblätter bilden eine Ober- und eine Unterlippe. Während die obere Lippe rundlich aussieht, sind die Unterlippe und die seitlichen Lappen rechteckig bis kreisförmig. Sie stehen im rechten Winkel zur Kronröhre, die bis zu zwanzig Millimeter lang sein kann.
Legenden und Historisches rund um den Thymian
Im alten Ägyptern war der Thymian Bestandteil der an Verstorbenen eingesetzten Balsame zur Mumifizierung. Die Griechen nutzten den Thymian zum Räuchern, um ihren Geist anzuregen. Das Räuchern spielte im Kult um die Fruchtbarkeitsgöttin und Demeter eine Rolle, der zugleich die Bienen zugeordnet waren. So sollte die Fruchtbarkeit der Böden, aber auch die der Frauen gefördert werden. Lange galt der Thymian als Symbol der mütterlich Eigenschaften, aber auch von Tapferkeit und Stärke (= thymos), denn Bienen fliegen rastlos die Blüten des Thymians an, um ihren Nektar zu sammeln. Diese Kraft sollte von den Bienen über die Pflanze auf den Menschen übergehen.
Mögliche Wirkungen von Thymian (Thymi herba)
Aus dem Kraut (Herba) werden Extrakte, Tinkturen und ätherische Öle gewonnen. Getrocknet kann daraus ein Tee zubereitet werden (1 Teelöffel auf eine Tasse abgedeckt mit abgekochtem heißen Wasser 10 Minuten ziehen lassen), um Infekte der oberen Atemwege mit Kältegefühl oder Entzündungen der Mundschleimhaut zu behandeln. Seit dem Mittelalter wird der Thymian von Hildegard von Bingen oder Albertus Magnus bei Kopfschmerzen und Atemwegserkrankungen, zur Wundheilung und zum Austreiben von Nach- und Totgeburt genutzt sowie zur Steigerung der Verträglichkeit fettiger Speisen kombiniert mit Rosmarin. In der chinesischen Medizin bezeichnet man Erkältungen als Wind-Kälte, wenn sie so plötzlich und berechenbar auftauchen wie der Wind und mit einem starken Gefühl von Kälte einher gehen. Auch Mundgeruch oder Verdauungsstörungen weden gelindert werden. Thymian gehört auch in der chinesischen Medizin zu den wärmenden, verdauungsfördernden Tonika.
Zudem können Jugendliche und Erwachsene mit 1-2 Tropfen Thymianöl auf einen Topf Wasser bei Erkältungen, aber auch bei Anspannung durch Stress inhalieren. Thymian ist Bestandteil von vielen Fertigpräparaten.
Selten können im Zusammenhang mit der Anwendung von Thymian allergische Reaktionen auftreten. Vorsicht ist bei einer gemeinsamen Anwendung mit Gerinnungshemmern geboten, da das Blutungsrisiko erhöht sein kann. Wer sich innerlich ohnehin schon gut warm fühlt, kann auf den Thymian verzichten.
Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.
Quellen:
• http://www.ema.europa.eu
• http://www.arzneipflanzenlexikon.info/thymian.php
• https://www.therapeutika.ch
• https://www.heilpflanzen-atlas.de
• https://www.phytodoc.de
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!