Artischockenblätter (Cynara scolymnus & Cynara cardunculus)
Die im Mittelmeerraum beheimatete Artischocke (Cynara scolymnus oder Cynara cardunculus) ist nicht nur ein wohlschmeckendes Gemüse, sie ist auch eine wertvolle Arzneipflanze. Während im Kochtopf jedoch die Knospen zubereitet werden – verzehrt werden die fleischigen Hüllblätter und der Blütenboden -, werden die Blätter für medizinische Zwecke verwendet. Die Blätter von Pflanzen, die der Gewinnung von Artischocken als Gemüse dienen, haben allerdings keinen medizinischen Nutzen. Als Heilpflanze werden andere Exemplare genutzt. Der Ursprung des botanischen Namens "Cynara" ist nicht überliefert. "Scolymnus" stammt dagegen aus dem Griechischen und kann vermutlich auf das Wort "skolybos" zurück geführt werden, das "essbare Zwiebel" bedeutet. "Cardunculus" ist dagegen lateinisch und heißt kleine Distel. Der deutsche Name "Artischocke" hat einen arabischen Ursprung. "al-churchufa" heißt essbare Pflanze, "ardi-schauki" nennt man die Erddistel.
Wie die Disteln, denen neben den Artischocken die Benediktendistel, die Mariendistel oder die Klette ähneln, gehören aber auch die Arnika, der Beifuß, das Gänseblümchen, der Löwenzahn, das Mutterkraut, der Huflattich, die Ringelblume, die Wegwarte, die Schafgarbe oder der Wermut zu den Korbblütlern. Gemeinsam ist dieser Pflanzenfamilie der von Hüllblättern umgebene körbchenförmige Blütenstand. Als Blütenstand bezeichnet man eine Ansammlung von Einzelblüten, die eine gemeinsame Blüte zu bilden scheinen. Menschen mit bekannter Allergie gegen Korbblütler sollten auf deren Genuss verzichten.
Im ersten Jahr bildet die Artischocke lediglich eine grundständige Blattrosette. Deren unter Umständen dornigen Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und bis zu vierzig Zentimeter breit und achtzig Zentimeter lang. An ihrer Unterseite sind sie behaart. Im zweiten Jahr ebenso wie in den Folgejahren wachsen dann die Stängel bis zu zwei Meter empor, an denen sich die Blütenstände bilden. Werden die Knospen nicht geerntet, werden inmitten der kräftigen Hüllblätter violette Röhrenblüten sichtbar.
Mit ihrer Größe und der Länge ihrer Blätter wirkt die Pflanze zwar sehr üppig, andererseits sind die prächtigen Blüten im Verhältnis zur gesamten Pflanze recht klein. Die kompakt stehenden Hüllblätter bilden einen Gegensatz zu den ausladenden Laubblättern. So verkörpert sie eine ausgesprochene Lebenskraft, der klare Strukturen und Ordnung gegenüberstehen. Dabei öffnet sie sich nach oben und außen, einer Energierichtung, die in der chinesischen Medizin der Wandlungsphase Holz entspricht, und zieht sich an ihrem höchsten Punkt, an den Blüten, wieder nach innen zurück. Die Hüllblätter scheinen die Röhrenblüten förmlich zu tragen oder zu präsentieren. Es entsteht das imposante Gesamtbild einer sehr reichhaltigen Pflanze, die nährt und hält. Damit verkörpert sie neben der Wandlungsphase Holz auch Eigenschaften der Wandlungsphase Erde.
Mögliche Wirkungen der Artischockenblätter (Cynarae folum) und -extrakte (Cynarae extractum)
Die Blätter der Artischocke wirken appetitanregend. Sie regulieren die Verdauung und den Cholesterinspiegel. Daher wird die Artischocke als Arzneipflanze auch zu Arterioskleroseprophylaxe geschätzt. Verfügbar sind neben den getrockneten Blättern zu Herstellung von Tees, Tinkturen und Trockenextrakte, die in Form von Fertigarzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln im Handel angeboten werden.
In der chinesischen Medizin werden Artischockenblätter eingesetzt, um die Mitte zu stärken, das Leber-Qi zu bewegen sowie um Feuchtigkeit und Schleim auszuleiten. Damit ist die verdauungsfördernde Wirkung der Artischocke gemeint, die auch zur Regulation der Körpergewichts beitragen kann. Außerdem nährt die Artischocke aus TCM-Sicht indirekt über ihre verdauungsfördernde Wirkung das Milz-Qi sowie Yin und Blut der Leber. Was sich am Erscheinungsbild der Pflanze erkennen lässt, zeigt sich hier auch in den bekannten Wirkungen. Die Artischocke ist eine Heilpflanze, die die Wandlungsphasen Holz und Erde behandeln kann. In einem Video habe ich die Wirkung aus Sicht der chinesischen Medizin erläutert.
Bei Erkrankungen der Leber oder Gallenblase einschließlich Gallensteinen sollen Zubereitungen der Artischocke nicht angewendet werden. Mögliche Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfälle oder Oberbauchschmerzen. Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen. Die Wirkung von Gerinnungshemmern kann möglicherweise beeinträchtigt werden. Lassen Sie sich hierzu in Ihrer Apotheke oder beim Arzt beraten.
Quellen:
• http://www.arzneipflanzenlexikon.info
• Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde EMA
• https://www.phytodoc.de
• https://www.therapeutika.ch
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!