Beifuß (Artemisia vulgaris)
Der gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), den der Abt der Insel Reichenau Walahfrid Strabo im 9. Jahrhundert als „Mutter aller Kräuter“ bezeichnete, ist wie Artischocke, Klette, Benedikten- und Mariendistel sowie Alant, Arnika, Huflattich, Gänseblümchen, Kamille, Mutterkraut, Ringelblume, Löwenzahn, Schafgarbe, Wermut oder Wegwarte ein Mitglied der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sein Name wird auf das althochdeutsche Verb „bōʒen“ zurück geführt, das „stoßen“ oder „schlagen“ bedeutet, was unter Umständen darauf zurückzuführen ist, dass die Blätter vor dem Gebrauch gestoßen wurden oder darauf, dass sie Dämonen vertreiben sollten. Der Zusatz „Fuß“ knüpft eventuell an die Überlieferung von Plinius an, der zu Folge der Beifuß Ausdauer und Geschwindigkeit beim Laufen steigern kann, könnte aber auch dran erinnern, dass man den Beifuß einst am Fuß trug, um sich bei Kräften zu halten. Der lateinische Name erinnert daran, dass der Beifuß einst der Göttin Artemis geweiht war. „Vulgaris“ bedeutet gewöhnlich.
Beifuß ist ein Kraut, das zwischen sechzig Zentimeter und zwei Meter hoch wird. An seinen aufrechten Stängeln befinden sich derbe, fiederschnittige Laubblätter, die an der Oberseite kräftig grün, an der Unterseite durch die filzähnliche Behaarung jedoch silbrig weiß sind. Die Blätter sind in der Regel bis zu fünf Zentimeter lang und bis zu drei Zentimeter breit sind. Die Blattoberseite ist grün, die Unterseite weißfilzig.
Von Juli bis September blüht der Beifuß an endständigen, rispenförmigen Blütenständen, die sich aus zahlreichen Blütenkörben zusammensetzen, welche nur Röhrenblüten aufweisen. Die unscheinbaren Einzelblüten sind weiß, gelb oder rotbraun. Mit einer Höhe und einem Durchmesser von wenigen Millimetern sind sie sehr klein. Die Blüten sind von eiförmigen Hüllblättern umgeben, die wie die Unterseite der Laubblätter filzähnlich behaart sind.
Legenden und Historisches rund um den Beifuß
Der Beifuß stand lange unter dem Schutz von Göttinnen: der Isis bei den Ägyptern, der Artemis bei den Griechen und der Diana bei den Römern. Als altes Zauberkraut sollte es vor dem Teufel, vor Dämonen und Vergiftungen ebenso schützen wie vor einem Sonnenstich. Dementsprechend hängte man ihn über der Tür oder am Dachfirst auf.
Ebenso trug man Beifuß am Hals oder am Gürtel. Die Germanen fertigten einen Sonnnenwendgürtel aus Beifuß an. Dieser Brauch ging auf den Donnergott Thor zurück, der einen potenten Zaubergürtel besaß. Ein zur Sonnenwende geflochtener Beifußgürtel sollte die Kräfte für bevorstehende Kämpfe stärken, er wurde aber auch ins Sonnenwendfeuer geworfen, um sich vor Krankheiten bis ins nächste Jahr zu schützen.
Mögliche Wirkungen des Beifuß (Aremisiae herba)
Früher war das Kraut (Herba) des Beifuß ähnlich wie der Frauenmantel ein wichtiges Frauenkraut. Es wurde in der Geburtshilfe ebenso eingesetzt wie bei Menstruationsbeschwerden. Daher auch sein Name „Schoßwurz“. Darüber hinaus gehörten Erkrankungen der Harnwege, der Bewegungsapparats und des Magen-Darm-Trakts zu den Hauptanwendungsgebieten. Bis heute zählt er in der chinesischen Medizin zu den Arzneipflanzen, die das innere wärmen und das Qi tonisieren, weil er erschöpfte Menschen zudem kräftigen kann. Diese überlieferten Wirkungen bilden bis heute die Grundlage für die Verwendung von Beifuß in der Erfahrungsmedizin. Wissenschaftliche Bestätigungen für diese Wirkungen stehen noch aus.
In der chinesischen Medizin verwendet man getrockneten Beifuß zur Herstellung von Wolle für die Moxibustion. Je nachdem wie stark diese von Stängeln befreit ist, werden Moxazigarren mit einem hohen Anteil an Stängeln, Moxakegel oder das besonders feine Reiskornmoxa daraus hergestellt.
Viele Menschen reagieren allergisch auf Beifuß-Pollen. Sie sollten den Beifuß ebenso meiden wie diejenigen, die allergisch auf andere Korbblütler reagieren. Weiterhin fehlen Daten zur Sicherheit der Anwendung bei Kindern, Schwangeren und stillenden Müttern, so dass für diese Personen ebenfalls von Beifuß abgeraten wird. Insbesondere Schwangere sollten es meiden, da Beifuß eine Fehlgeburt auslösen könnte.
Quellen:
• https://www.phytodoc.de
• https://www.therapeutika.ch
• S. Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!